Sucht durch Medien
    

Home ] Rundschlag ] Meine Geschichte ] [ Sucht durch Medien ]

 

Politischer Vortrag von Tanz Boa in der Zeitschrift "Perplex", vermutlich Nr. 580:

Suchtverringerung = Aufwertung der Menschenwelt

Also angenommen, wir haben die Befürchtung, dass es in unserer Gesellschaft Angebote gibt, deren Gebrauch süchtig macht.

Und wir wollen nun wissen: Wie weit sind welche Suchtzustände verbreitet? Wie gefährlich ist ein Angebot?

Dann stellen wir Vorüberlegungen an, ab wann wir von „Sucht“ reden müssen. Wir klären zu den unter Suchterzeugungs-Verdacht stehenden Angeboten in der Gesellschaft:

- Suchttempo: Wie oft muss ein Kontakt bestehen, bis die Sucht eintritt?

- Suchtgewissheit: Wie häufig, bezogen auf diejenigen, die in Kontakt treten, tritt dann auch die Sucht ein?

- Suchtschwelle: Ab wann ist es Sucht, und wie lange bleibt es noch freie, auch wieder beendbare Wahl?

Es gibt zum Thema "Sucht" ein paar triviale, hundertmal schon klargestellte Angebote: Heroin und Crystal Meth, Kokain und Nikotin, Alkohol und Kaffee. Um solche chemischen Suchtmacher kümmern wir uns jetzt mal nicht. Wir gehen zu den Medienangeboten in Deutschland. Wir packen die massenhaften Suchterzeuger, sowie vergleichend daneben ein paar zahlenmäßig bedeutungslose Suchterzeuger.

1. Fernsehen über drei Stunden am Tag 10 Millionen Deutsche. Darunter 3 Millionen Süchtige

2. Handygebrauch über drei Stunden am Tag 6 Millionen Deutsche. Darunter 2 Millionen Süchtige

3. Facebook-Aufenthalt über drei Stunden am Tag 2 Millionen Deutsche. Darunter 500.000 Süchtige (Das war 2018. Statt "Facebook" kann man in Zukunft andere soziale Trollmedien nennen)

4. Religiöse Aktivitäten über drei Stunden am Tag 100.000 Deutsche. Darunter 25.000 Fanatiker.

5. World of Warcraft-Aufenthalt über drei Stunden am Tag 80.000 Deutsche. Darunter 20.000 Süchtige (auch hier ist das eine Zahl von 2018, die abnehmen dürfte - aber es geht ums Prinzip. Statt "WoW" das jeweilige Hitspiel der Saison einsetzbar)

6. Second Life- Aufenthalt über drei Stunden am Tag 10.000 Deutsche. Darunter 500 Süchtige. (hier geht es um die erste und möglicherweise gleich beste virtuelle Welt. Die hatte 2007 einen Boom, dann geriet sie in eine Nische, verschwand also aus Aufmerksamkeit und hohen Besucherzahlen. Aber es besteht eine Erwartung von Zukunftsforschern, dass virtuelle Welten wiederkommen)

Diese sechs in der Gesellschaft vorhandenen und genutzten Angebote können wir nun sortieren:
Second Life erscheint mir zahlenmäßig als derzeit belanglos. Da mag süchtig sein, wer will. Das ruiniert Land und Leute nicht.
Bei den anderen fünf Angeboten ist darüber nachzudenken, wie zum Wohle des Landes diese Suchterzeuger durch nicht süchtig machende Strukturen ersetzt werden können. Gehen wir die fünf erstgenannten Angebote der Reihe nach durch.

Zu 1. Fernsehen wieder langweiliger machen! Klarer Bildungsauftrag! Kein Film, kein Schauspiel darf mehr von Werbung durchbrochen werden. Keine Privatsender mehr. Kindersendungen nicht vor 15 h mittags. Allgemein schweigt also das Fernsehen von 9 bis 15 h landesweit und sonntags.

Zu 2. Obwohl es Handy-Abhängige Menschen gibt, lassen wir das so. Das Handy ist eine geile Erfindung, nicht wahr?

Zu 3. Abnabelung von allen USA-Internet-Services, solange die ausländischen Geheimdienste das auslesen. Aufbau eines fast werbefreien deutschen Paralleldienstes, mit Datenschutz und weniger robot-e-mails an die Nutzer.

Zu 4. Überführung der zwei deutschen Staatskirchen in das postreligiöse Zeitalter. Gepredigt werden naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Gehandelt wird therapeutisch und wohltätig. Rituale aller Art werden durchaus weiter angeboten. Die Kirchengebäude stehen dafür bereit. Kinder wünschen sich das so. Aber es gibt kein Buch mehr, auf das wir schwören.

Zu 5. Einführung einer Gewalt-Steuer: Wer Gewalt im Spiel, auch Kinofilm und Fernsehspiel, darstellt, zahlt pro Minute der Gewaltdarstellung. Probleme, die mit Faust oder Waffe gelöst werden, machen das Spiel und den Film teuer für den Kunden.

Was war der Anlass, wie komme ich auf diese Kultur-Beitrags-Seite? Nun, dieser Tonfall, in dem jemand zu mir sagte: "Erstaunlich, dass auch nur einer aus Second Life rauskommt ohne Schaden" angesichts einer von Sucht nur so knirschenden Normalität in Deutschland.